Sunday 1 March 2009

Schlimmer als vorher ist ok


Nun, da die Wahlen in Israel vorbei sind, scheint es wirklich so, als ob der Wahlkampf im wahrsten Sinne des Wortes ein Kampf war und zwar auf dem Rücken der Palästinenser, um zu zeigen, wer der stärkste Kandidat in Israel ist. Den Kampf konnte keiner für sich klar entscheiden, aber verloren haben in jedem Fall die Palästinenser, deren Situation noch schlimmer ist als vorher, aber das fällt nicht weiter auf, weil die Israelis Gaza nicht mehr so massiv bombardieren. Eine erfolgreiche Strategie seitens der israelischen Armee, denn die kann das palästinensische Volk weiter knebeln und vereinzelte Angriffe auf Gaza fliegen, ohne einen globalen Aufschrei befürchten zu müssen, denn schliesslich ist es - verglichen zum letzten Krieg - ja nicht mehr so schlimm. Wir können uns so ein Leben gar nicht vorstellen und ehrlich gesagt, ist diese Vorstellung zu schrecklich. Wir können die Bilder einfach ausschalten, für die Palästinenser ist es das tägliche Leben.

Monday 16 February 2009

Der Platz der Märtyrer


Man sagt die Augen sind der Spiegel der Seele. In den Augen dieses palästinensischen Schuljungen kann man förmlich seine verletzte Seele sehen. Die Schilder auf den Pulten weisen auf die getöteten Klassenkameraden hin, die ihren Platz nun als Märtyrer einnehmen. Diese Gazan Märtyrerkinder verloren ihr junges Leben im letzten Völkermord durch die israelische Armee. Eine Rückkehr zum Schulalltag sollte eigentlich etwas Schönes und Positives sein, doch in Gaza ist es hauptsächlich überschattet durch die Fortsetzung einer völkerrechtlichen Tragödie.

Ein berühmter jüdischer Hollywood Schauspieler wird zitiert, folgendes gesagt zu haben: "Menschlichkeit hat aufgehört zu existieren, als Israel gegründet wurde." Und noch ein anderer Kollege soll gesagt haben: "Schau dir die Geschichte Israels an und du weisst wer der Terrorist ist." Worte zum Nachdenken, doch für diese Schuljungen kommt jede Einsicht zu spät.

Tuesday 10 February 2009

Wahlen ohne Bedeutung


Die Regierungswahlen in Israel sind vielleicht für die Palästinenser ohne Bedeutung, zumindest laut dem israelischen Friedensaktivisten Uri Avnery (Interview im Stern), aber dafür ist ihre Situation eines der wichtigsten Wahlkampfthemen überhaupt. Natürlich geht es dabei nicht um das Wohl der Palästinenser, sondern um das Problem, das Israel mit diesem Volk hat.

In dem Interview spricht Avnery über Friedenschancen in einer Welt mit einem besseren US Präsidenten und die Notwendigkeit der Wiederherstellung der Grenzen von 1967, und dass auf beiden Seiten Opfer gebracht werden müssten. Für die Israelis würde das bedeuten, etwas zurückzugeben, was ihnen noch nie gehört hat und im Gegenzug müssten die Palästinenser ihr Rückkehrrecht aufgeben. Allein das bereitet mir Bauchschmerzen. Da dürfen jüdische Menschen aus aller Welt nach Israel immigrieren und sogar Premierminister werden, selbst wenn sie nicht dort geboren wurden, aber die vertriebenen Palästinenser dürfen niemals in ihr Heimatland zurück. Wenn das einmal unterschrieben ist, dann kommt der nächste unbarmherzige Krieg und vertreibt noch mehr Palästinenser und irgendwann sind dann keine mehr da, denn zurückkommen könnten sie nicht mehr, um des Friedens Willen. Nur nutzt ihnen der dann eh wenig.

Was würden die vertriebenen Deutschen sagen, wenn sie kein Recht mehr hätten, nach Deutschland zurückzukehren? Selbst nach Generationen kommen sie immer noch, weil es Deutsche sind. Was macht dann ein Volk aus, wenn ein Teil seiner Leute nicht ins Land darf? Was macht das für einen Sinn, ausser die Palästinenser weiter zu knebeln und die Israelis für ihre brutale Vertreibung zu belohnen? Das hört sich nicht fair an, und ohne Gerechtigkeit kann es keinen langanhaltenen Frieden geben, ein paar Jahre Ruhe vielleicht, aber niemals wirklich Frieden.

Friday 6 February 2009

Geduldsprobe


Der Krieg ist zu Ende, aber die Waffen schweigen immer noch nicht. Raketen von Hamas werden weiterhin mit aller Härte durch israelische Bombardierungen bestraft, aber das ist ja schon "normal," und wird vielleicht nur kurz in den Nachrichten erwähnt. Die Zuschauer und Hörer sind des Konflikts müde, das Sterben in Palästina gehört halt leider zum Alltag, genau wie die Demütigungen ihrer Bevölkerung und die Einkesselung des Gazastreifens durch die israelische Armee. Hilfsorganisationen können helfen, die gröbste Not zu lindern, aber die Traumata und Leiden der Bevölkerung können sie nicht lindern.

Die Werbetrommeln in den israelischen Wahlen werden derweil mit Kraft geschlagen. Die Vernichtung von Hamas, um ein Ende der Raketenangriffe zu erreichen, wird zum Wahlversprechen der Kandidaten. Beängstigte und bettnässende Kinder sind für ihre Politker ein zentrales Wahlkampagnen Thema. Genug sei genug.

Doch die palästinensischen Kinder, die ihre Eltern verloren haben oder die Eltern, die ihre Kinder haben sterben sehen, sind natürlich kein Thema. Wenn sie ein Thema wären, dann müsste man schliesslich auch die resultierenden Fragen dazu ansprechen, z.B. ob diese Kinder und Erwachsenen, die so viele Tote und Verwundete in aller Grausamkeit gesehen haben, nicht auch am liebsten die Armee und ihre Soldaten vernichten möchten, die sie bombardiert haben. Aber das fragt sich niemand in Israel und zu Zeiten einer Wahlkampagne schon gar nicht. Für die Palästinenser sind ihre neuen Nöte daher nur eine weitere Geduldsprobe in ihrem unendlichen Überlebenskampf.

Wednesday 4 February 2009

Zerstörte Kindheit


Fast täglich kommen mehr und mehr Berichte über die israelischen Angriffe aus Gaza. Ein 10 jähriges Mädchen erzählt, was mit ihrer Familie während des Gaza Krieges passiert ist. Dieses Kind hat sowohl 48 Familienmitglieder als auch ihre Kindheit durch den israelischen Staatsterror verloren. Ihre Geschichte ist aber ein wichtiges Zeitzeugnis, das bis jetzt auf taube Ohren bei den führenden Weltmächten stösst, die sich weiterin hinter die israelische Angriffstrategie stellen. Angesichts der Tatsachen in Gaza kann man diese Unterstützung nur als Beihilfe zum Mord verstehen.

Sunday 1 February 2009

Alles beim Altem


Der letzte Gaza Krieg ist schon wieder aus den Schlagzeilen verschwunden. Das Elend der Palästinenser geht jedoch weiter. Über hundert sind noch als vermisst gemeldet. Vielleicht liegen manche von ihnen unter den vielen Trümmern oder aber sie sind von der israelischen Armee verschleppt worden. Die Verantwortlichen müssten das irgendwann mal angeben, ob und wen sie gefangen genommen haben, aber das kann dauern.

Auch die Töne des neuen Präsidenten aus Washington sind die gleichen, Israel habe das Recht sich zu verteidigen, auch wenn das Gleiche für alle anderen Länder gelten sollte, doch Israel scheint für die USA immer gleicher zu sein als andere. Wer verteidigt die Palästinenser vor den andauernden Schikanierungen der israelischen Armee und Behörden in ihrem besetzten Land, vor den Demolierungen ihrer Häuser als Kollektivstrafe, vor einem Leben hinter einer acht Meter hohen Apartheitsmauer, oder vor der scharfen Munition der israelischen Soldaten und Siedler auf dem Weg zur Schule, zum Einkaufen oder zur Moschee? Die, die es versucht haben, haben mitunter ihr Leben verloren, auch wenn sie nicht Palästinenser waren, sondern ihnen nur zu Hilfe kommen wollten. Sie sind schon fast in Vergessenheit geraten, ein paar Tote mehr unter vielen.

Thursday 29 January 2009

Überlegungen zu Gaza aus Tel Aviv


Wenn man ein wenig im Internet recherchiert, dann findet man die interessantesten Artikel, besonders zum Thema Gaza. Die Internetseite znet gehört sicherlich dazu, denn die allgemeine westliche Presse hat in der Berichterstattung über Gaza Wichtiges ausgelassen. Daher ist der Artikel von Adi Ophir über Gaza (einem Israeli aus Tel Aviv) ein absolutes Lesemuss. Den Grund dafür kann man in den folgenden zwei Paragraphen lesen, die ich an dieser Stelle aus seinem Artikel vom 12.01.2009 zitieren möchte:

Da es keine klaren Zielsetzungen für diesen Angriff gibt, ist es wichtig, die Toten zu zählen. Da ein Sieg wohl nur schwer zu erreichen sein wird und da Hamas gewinnen wird, und zwar auf Grund der bloßen Tatsache, dass sie nicht ausgelöscht werden wird und dass sie aus dem Krieg als eine Kraft hervorgehen wird, die den Angriff der stärksten Armee der Region überlebt hat – eine Kraft, die schon einer neuen Agenda Geltung verschafft hat und mit der alle anderen Beteiligten rechnen müssen –, bleiben Tod und Zerstörung die einzig möglichen Indikatoren für das israelische Gefühl eines Sieges. Die niedrige Zahl von israelischen Opfern ist auch wichtig für die weitere Unterstützung des „Krieges“ durch die Öffentlichkeit. Alle wollen, dass er so ökonomisch und „sauber“ wie möglich ist. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen sich die Soldaten die Hände wirklich schmutzig machen. In einem anonymen Gespräch aus Gaza mit Ha'aretz erklärten Kommandeure, wie sie dabei vorgehen, nämlich mit viel Gewalt. Man nähert sich einem verdächtigen Haus nicht, ohne es vorher beschossen zu haben, mit einer Rakete, aus einem Panzer heraus, dann reißt man mit einem gepanzerten D9 (riesige Traktoren) eine Wand heraus, und erst dann schaut man nach, wer sich im Haus befindet, fall noch jemand am Leben ist. Das ist Stadtguerilla ohne moralischen Deckmantel.

Wunderbarerweise werden die dreckigen Hände von einem reinen Gewissen begleitet. Von Zeit zu Zeit trifft eine Bombe oder eine Granate ein Haus und löscht eine ganze Familie aus. Das bleibt hier fast unbemerkt. Am Mittwoch (7. Januar) beschießen sie vom Meer her eine Schule des UNWRA, in der viele Flüchtlinge aus der zerbombten Umgebung Schutz gefunden hatten. Mindesten 40 Zivilisten wurden getötet. Es stellte sich heraus, dass eine Schule beschießen und dabei 40 Zivililsten töten immer noch für eine Schlagzeile und etwas Aufsehen ausreicht. Die Antwort der Armee auf die Meldungen war aufschlussreich. Zunächst veröffentlichten sie ein Video, in dem Palästinenser von dem Gebäude aus Raketen abschießen, aber später mussten sie zugeben, dass das Video 2007 aufgenommen worden war und der gefilmte Vorgang stattfand, als die Schule leer war. Der zweite Versuch, die Anschuldigung eines Kriegsverbrechens zu entkräften, kam in den Morgenzeitungen, nämlich dass sich die Führung der Hamas nach Angaben des militärischen Geheimdienstes im Keller von Gazas größtem Krankenhaus versteckt. Was hier impliziert wird, ist klar: Sie [die Hamas] benutzen die eigene Bevölkerung als menschlichen Schutzschild und können uns nicht den Vorwurf machen, auf zivile Institutionen zu zielen. Und diese „Information“, die niemand überprüfen kann und die sich sehr wenige die Mühe machen anzuzweifeln oder als eine Form von moralischem Argument in Frage zu stellen, genügte, um den Horror in der UNRWA-Schule verschwinden zu lassen.