Wednesday, 28 January 2009

Bilanz




Wenige Tage nach Beginn der Waffenruhe in Gaza durften erstmals wieder internationale Journalisten nach Gaza. Das Ausmass der Zerstörung und des Elends mit 1327 Toten, 5500 Verletzten und 50.000 Obdachlosen, so hiess es bei Stern.de, war schlimmer als erwartet. Da frage ich mich allerdings, was hat man denn erwartet nach 22 Tagen Bombardierung aus der Luft, von der See und durch Panzergeschoss mit Hightechwaffen, wogegen die Qassamraketen der Hamas wie Spielzeug wirken? Das bedeutet nicht, dass die Angst der israelischen Bevölkerung vor den Raketen und deren angerichteter Schaden weniger real sind. Aber die Zielsicherheit und Zerstörungspotenz der israelischen Hightechwaffen und das Leid, dass man damit angerichtet hat, sind nicht vergleichbar. Es geht nicht darum, das Leid der israelischen Bevölkerung abzustreiten oder zu verharmlosen, sondern die geschichtlichen Hintergründe dieses Konfliktes nicht aus den Augen zu verlieren.

Wenn Israel wirklich in Sicherheit und Frieden mit ihren Nachbarn leben will, auch wenn dies nicht in Freundschaft möglich ist, dann darf man den letzten Krieg nicht als Reaktion Israel's auf die Raketenbeschüsse der Hamas verstehen, sondern als neuste Eskalation zwischen zwei Parteien aus einer über 100 jährigen Geschichte. Das wird dann deutlich wenn man das Ergebnis dieses letzten Krieges untersucht. Die Infrastruktur in Gaza ist zerstört. Die mit klarer Mehrheit gewählte Hamas Regierung ist endgültig abgestempelt als radikal islamistische Terrorbewegung, die keine Chance haben darf, ihre Wählerschaft zu regieren, deren führende Kräfte mit gezielten Ermordungen aus dem Weg geschafft wurden, und die seit den letzten Bombardierungen auch nichts mehr haben, womit man regieren könnte.

Das angegebene Ziel der vehementen Angriffe ist jedoch nicht erreicht worden. Die Rakenten fliegen weiter und die Hamas scheint kein bisschen eingeschüchtert zu sein. Dafür sind die Palästinenser aber umso mehr in Hilfsgüterabhängigkeit gebombt worden und ihr Leben ist nun noch mehr geplagt von Kriegstraumata, Hoffnungslosigkeit und dem Verlust einer menschenwürdigen Zukunft. Wenn das nicht eine fehlgeschlagene Strategie seitens der Israelis war, was dann? Dass die israelische Regierung trotzdem darauf besteht, einen Erfolg mit diesem Krieg erreicht zu haben ist entweder reiner Wahlkampfopportunismus, oder die Palästinenser haben Recht mit ihrer Anklage an Israel, die restliche palästinensische Bevölkerung vollends vertreiben zu wollen.

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