Tuesday 27 January 2009

Erinnern um zu Lernen

Zum Holocaust Gedenktag am 27. Januar schrieb Jan Oltmanns für die tagesschau.de in seinem Artikel "Dimensionen des Völkermords"

Der Holocaust aber hat gezeigt: Die Würde des Menschen ist antastbar, Moral und Werte sind keineswegs absolut. Dies ist eine der Lehren von Auschwitz. Die beste Versicherung gegen Totalitarismus, Faschismus und Nationalsozialismus ist und bleibt die lebendige Erinnerung an und die aktive Auseinandersetzung mit der Geschichte. Nicht nur Fischer sprach damals vor den Vereinten Nationen. Hauptredner war der Holocaust-Überlebende Elie Wiesel. Er mahnte damals die Welt, die Erinnerung an den Holocaust für "die Kinder von heute" wach zu halten. Denn hätte die Welt die Botschaft von Auschwitz gehört, die Morde in Darfur, Kambodscha, Bosnien und Ruanda hätten verhindert werden können. Am Ende richtete Wiesel eine bange Frage an die Vertreter der Weltgemeinschaft: "Aber wird die Welt je lernen?" Die Antwort darauf steht aus. An ihr werden sich die Enkel von Tätern und Opfern einst messen lassen müssen.

Dies ist in der Tat ein guter Artikel und er macht deutlich, dass die Verarbeitung solcher Verbrechen an der Menschheit überaus notwendig ist. Jan Oltmann erwähnt aber zum Schluss noch einen wichtigen Punkt, der oft ausgelassen wird. Ob die Welt je lernen wird, werden erst die Enkel der Täter und Opfer zeigen können, d.h. ihre Taten, Einstellungen und Überzeugungen werden zeigen, ob sie es zu verhindern wissen, dass anderen Menschen ihre Würde und Existenz geraubt wird. Doch in diesem Bezug mag man schnell auf einen wunden Punkt treffen. Bedeutet die Erinnerung an den Holocaust neben der Anklage der Täter denn auch eine absolute Freistellung der Holocaust Nachkommen von jeglicher Verantwortung für ihre eigenen Taten. Die meisten Enkel der Holocaust Überlebenden haben diesen nämlich genauso wenig verarbeiten können wie die Täter, was sich in ihrem Verhalten der palästinensischen Bevölkerung gegenüber zeigt.

Die letzten Bombardierungen von Gaza und die fortwährende israelische Sicherheits- und Verteidigungsrhetorik zeigen deutlich, dass das Volk der Opfer äussert wenig Mitgefühl für andere Opfer hat, dafür aber um so mehr Recht für seine Gewalttaten in Anspruch nimmt. Wer die Bilder und Berichte aus den besetzten palästinensischen Gebieten allein nur seit den letzten 10 Jahren verfolgt, wird schnell erkennen, dass die Brutaltät gegenüber steinewerfenden Kindern und fotografierenden Journalisten immer unfassbarer geworden ist, besonders durch die völlige Abwesenheit von Unrechtsempfinden in Anbetracht von angeschossenen oder getöteten Kindern, Jugendlichen, Journalisten und Frauen. Die konsequente Frage muss endlich laut gestellt werden dürfen. Stehen die Nachkommen des Holocaust über dem Gesetz der Menschenwürde und -rechte in Bezug auf das Volk, dessen Land sie für sich beanspruchen?

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