Tuesday 13 January 2009

Fakten und Propaganda


Kriege waren schon immer auch ein Propagandaschlachtfeld. Der neuste Krieg in Gaza ist da nicht anders. Israel pocht auf ihr Recht, sich gegen die Raketenangriffe aus Gaza zu wehren und die Palästinenser versuchen der Welt klar zu machen, dass sie sich seit 60 Jahren selber gegen die Vertreibung und Unterdrückung durch Israel mit Steinen und simplen Waffen wehren, wenn ihnen schon niemand anderes helfen will. Auf wessen Seite ein kriegsunerfahrener Leser auch sein mag, so denke ich doch, dass man offensichtliche Fakten nicht so oder so interpretieren kann.

In einem BBC Radioprogram sprach ein Arzt gestern aus Gaza, der schlicht und einfach berichtete unter welchen Bedingungen er arbeiten muss. Er erzählte, dass viele kleinere Kliniken geschlossen werden mussten, weil sie entweder durch die Bombardierungen zu sehr beschädigt worden waren oder weil es keinen Strom und Medikamente mehr gab. Das Krankenhaus, in dem er arbeitet, hätte auch nur 6 - 8 Stunden Strom und sei knapp an allem, was man für die Instandhaltung eines Krankenhauses bräuchte. Er hat nicht gesagt, was sie in der Zeit ohne Strom tun würden.

Eine Delegation des Internationalen Roten Kreuzes war gestern auch in Gaza und hat sich die Situation vor Ort angesehen. Der Bericht auf Al-Jazeera war sehr deprimierend. Die 26 oder 28 Health Centres, die überall in Gaza verteilt sind, um die tägliche medizinische Versorgung der Bevölkerung zu sichern, mussten alle geschlossen werden, weil sie zu sehr beschädigt wurden und nichts mehr hätten, womit sie die Leute behandeln könnten. Die Notaufnahme eines der Hauptkrankenhäuser sei auch teils getroffen worden und viele schwere Verletzungen könnten die Ärzte gar nicht mehr fachgerecht behandeln. Der Chef des Roten Kreuzes war sichtlich sehr mitgenommen, fand aber immer noch die nötigen diplomatischen Floskeln, um sein Entsetzen in Zaum zu halten.

Der Reporter kommentierte dann seinen Bericht so, dass die Helfer und Ärzte nicht mehr so schnell rennen würden wie zu Anfang, aber sie würden immerhin noch rennen, wenn Verletzte es bis zum Krankenhaus geschafft hätten. Das sei wenigstens ein gutes Zeichen. Einige Krankenwagen mit Verletzten seien auch bombardiert worden, so wurde berichtet, und man könne sich nicht erklären wieso. Je mehr Chaos in Gaza herrscht, desto weniger wird man wohl jeden Angriff unter die Lupe nehmen. Krieg ist grausam.

Wenn sich Israel tatsächlich nur gegen die Hamas verteidigen will, warum gebraucht sie dann solch unverhältnismässige Gewalt gegen die palästinensische Bevölkerung, deren viele Todes- und Verletzungsopfer absolut nichts zum Kampf gegen den Terror beitragen werden? Stattdessen wird sich der Teufelskreis des Hasses nur vergrössern! Schon hören wir Stimmen, die die Entscheidung für diesen Krieg mit den bevorstehenden Wahlen in Verbindung bringen. Wer die Wahlen gewinnen will muss auch Kriege gewinnen wollen. Und wenn die Palästinenser nicht klein beigeben, dann müssen halt noch mehr Bomben fallen, denn Israel hat sich sehr klar ausgedrückt, der Krieg muss gewonnen werden, so oder so. Die Bilder der humanitären Katastrophe in Gaza erinnern traurigerweise an eine "Endlösung."

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