Thursday, 29 January 2009

Überlegungen zu Gaza aus Tel Aviv


Wenn man ein wenig im Internet recherchiert, dann findet man die interessantesten Artikel, besonders zum Thema Gaza. Die Internetseite znet gehört sicherlich dazu, denn die allgemeine westliche Presse hat in der Berichterstattung über Gaza Wichtiges ausgelassen. Daher ist der Artikel von Adi Ophir über Gaza (einem Israeli aus Tel Aviv) ein absolutes Lesemuss. Den Grund dafür kann man in den folgenden zwei Paragraphen lesen, die ich an dieser Stelle aus seinem Artikel vom 12.01.2009 zitieren möchte:

Da es keine klaren Zielsetzungen für diesen Angriff gibt, ist es wichtig, die Toten zu zählen. Da ein Sieg wohl nur schwer zu erreichen sein wird und da Hamas gewinnen wird, und zwar auf Grund der bloßen Tatsache, dass sie nicht ausgelöscht werden wird und dass sie aus dem Krieg als eine Kraft hervorgehen wird, die den Angriff der stärksten Armee der Region überlebt hat – eine Kraft, die schon einer neuen Agenda Geltung verschafft hat und mit der alle anderen Beteiligten rechnen müssen –, bleiben Tod und Zerstörung die einzig möglichen Indikatoren für das israelische Gefühl eines Sieges. Die niedrige Zahl von israelischen Opfern ist auch wichtig für die weitere Unterstützung des „Krieges“ durch die Öffentlichkeit. Alle wollen, dass er so ökonomisch und „sauber“ wie möglich ist. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen sich die Soldaten die Hände wirklich schmutzig machen. In einem anonymen Gespräch aus Gaza mit Ha'aretz erklärten Kommandeure, wie sie dabei vorgehen, nämlich mit viel Gewalt. Man nähert sich einem verdächtigen Haus nicht, ohne es vorher beschossen zu haben, mit einer Rakete, aus einem Panzer heraus, dann reißt man mit einem gepanzerten D9 (riesige Traktoren) eine Wand heraus, und erst dann schaut man nach, wer sich im Haus befindet, fall noch jemand am Leben ist. Das ist Stadtguerilla ohne moralischen Deckmantel.

Wunderbarerweise werden die dreckigen Hände von einem reinen Gewissen begleitet. Von Zeit zu Zeit trifft eine Bombe oder eine Granate ein Haus und löscht eine ganze Familie aus. Das bleibt hier fast unbemerkt. Am Mittwoch (7. Januar) beschießen sie vom Meer her eine Schule des UNWRA, in der viele Flüchtlinge aus der zerbombten Umgebung Schutz gefunden hatten. Mindesten 40 Zivilisten wurden getötet. Es stellte sich heraus, dass eine Schule beschießen und dabei 40 Zivililsten töten immer noch für eine Schlagzeile und etwas Aufsehen ausreicht. Die Antwort der Armee auf die Meldungen war aufschlussreich. Zunächst veröffentlichten sie ein Video, in dem Palästinenser von dem Gebäude aus Raketen abschießen, aber später mussten sie zugeben, dass das Video 2007 aufgenommen worden war und der gefilmte Vorgang stattfand, als die Schule leer war. Der zweite Versuch, die Anschuldigung eines Kriegsverbrechens zu entkräften, kam in den Morgenzeitungen, nämlich dass sich die Führung der Hamas nach Angaben des militärischen Geheimdienstes im Keller von Gazas größtem Krankenhaus versteckt. Was hier impliziert wird, ist klar: Sie [die Hamas] benutzen die eigene Bevölkerung als menschlichen Schutzschild und können uns nicht den Vorwurf machen, auf zivile Institutionen zu zielen. Und diese „Information“, die niemand überprüfen kann und die sich sehr wenige die Mühe machen anzuzweifeln oder als eine Form von moralischem Argument in Frage zu stellen, genügte, um den Horror in der UNRWA-Schule verschwinden zu lassen.

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